2-Klassen-Gesellschaft im Sport?

November 2019: Internationale Deutsche Kurzbahn-Meisterschaften in Berlin, Aufbruchstimmung im Hinblick auf die 2020 anstehenden Olympischen Spiele in Tokio. Mittendrin ein hoch motiviertes Steinhagener Septett um Trainer Klaus Völcker – u.a. mit Karolin Kuhlmann als viertschnellster deutscher Schmetterlingssprinterin, Platz 6 im A-Finale der 4x50m-Freistil- staffeln der Damen, 2 weitere B-Finale oder 7 Altkreisrekorde (AKR).
Anschließend vorne bei den OWL-Titelkämpfen, starke Vorbereitung in Ennigloh, führend in der Altkreis-Sportlerehrung (2019)! Anfang Februar 2020 die Klasse erhalten in der 2. Bundesliga der Damen bei den Deutschen-Mannschafts-Meisterschaften – trotz einiger Angeschlagener! Das umstrukturierte Herren-Team blieb in der Landesliga, das 2. Damen-Team auf einem guten Mittelplatz in der OWL-Bezirksklasse.
In Herford glänzte der SCSA-Nachwuchs, in Ennigerloh die Masters. In Gütersloh lagen die SCSA-Talente bei den Vorrunden der ostwestfälischen Nachwuchswettbewerbe vorne, gleich sieben qualifizierten sich für die Endrunde im Oktober. Jarle Brinkmann und Tim Kuhaupt dominierten die 2008er bei den OWL-Titelkämpfen auf den langen Strecken.
Bereits beim ersten 50m-Bahn-Wettkampf in Osnabrück (Ende Februar) schafften die SCSAler auf Anhieb 10 DM-Qualis (50m-Bahn / offen und Jahrgang). Eine Augenweide, wie die Damen-Staffel über 4x100m Freistil die starken Holländerinnen abzog.

Die Weichen für ein wiederum starkes 2020 schienen gestellt – bis am „schwarzen Freitag“ (13. März) um 15 Uhr die Schlüssel im Steinhagener Hallenbad umgedreht wurden.
Corona hatte das Leben im Griff. Die ersten Wettkämpfe wurden abgesagt oder verschoben, gemeinsames Training war nicht möglich. Zum Leidwesen aller musste auch die Osterferien-Freizeit in Ungarn gecancelt werden.

Federführend beim SCSA für die Erstellung von Hygienekonzepten agierte dann die Diplom-Sportwissenschaftlerin und Nachwuchstrainerin Natalie Finken.
Das Trainer-Team ging nicht unvorbereitet in die „wasserlose“ Zeit der kommenden Wochen. Ob nun Leistungs- oder Nachwuchsgruppen oder Breitensport, auf der SCSA-Homepage fand jeder reichlich Übungsmaterial für die kommenden Wochen. Oder die Trainer mailten Einzelprogramme mit deutlichen Hinweisen auf Einhaltung der AHA-Regeln.
Die offenen „Deutschen“ waren inzwischen verschoben auf Ende Oktober, mit einem gekürzten Programm: nur olympische Strecken, darunter als Sprintstrecke nur die 50m Freistil und außerdem keine Staffeln. „Damit fielen für uns alle Paradewettbewerbe aus“, bedauerte Klaus Völcker.
Wenigstens das Wetter spielte mit. Anfang Mai, bei strahlendem Sonnenschein, aber ohne offene Steinhagener Bäder, puzzelten die SCSA-Trainer im Garten der sportlichen Leiterin Nicola Winkler, was bis zu den Sommerferien möglich sei (an Land oder / und im Wasser), immer in Abhängigkeit von den offiziellen Informationen.

Wichtig, dass die Motivation der Aktiven nicht in den Keller ging. Inzwischen hatte das Verler Freibad geöffnet, der Großteil der Leistungsgruppe kaufte sich Saisonkarten und machte sich mehrmals pro Woche auf den Weg – kein Gruppentraining, sondern anhand von Völckers Einzelplänen.

Inzwischen alle OWL-Sommertermine abgesagt, ebenso die NRW-Termine, z.T. auf den November verschoben. Lichtblicke im SCSA-Alltag: ab Mitte Juli standen für die Schwimmer und Wasserballer jeweils 2 einstündige Trainingstermine pro Woche im Waldbad zur Verfügung.
In den letzten drei Wochen der Sommerferien konnte wegen des guten Wetters bis zu 5x pro Woche draußen trainiert werden. Während dieses Zeitraums unterstützten die SCSAler – wie jedes Jahr – reichlich die Sportabzeichen-Aktion mit gut 50 Absolventen.
Klaus Völcker on Tour! Wegen im August gesunkener Temperaturen im Steinhagener Waldbad ergatterte der SCSA-Coach für die Leistungsgruppe die letzten verbliebenen Saisonkarten im Wertheraner Freibad (für 3 Wochen!).

Im Hinblick auf die Öffnung des Hallenbades (24.08.) glühten im SCSA die Drähte: Belegungspläne, welche Gruppen in welcher Größe zu welchem Zeitpunkt ins Bad könnten, immer in Abhängigkeit von NRW-Seite! Ohne das von Nachwuchstrainerin Ulrike Cordes konzipierte Meldesystem mit Platzvergaben (nur eine bestimmte Anzahl durfte ins Bad, Anmeldung im System mit Vorlauf von einer Woche, rechtzeitige Absage zu Gunsten von Nachrückern) wäre der Einstieg nicht so gut möglich gewesen. Natalie Finken und Nicola Winkler halfen kräftig mit.

Der Gymnastik- und Kraftraum im Hallenbad konnte leider aus Be- und Entlüftungsgründen nicht genutzt werden. Dank ihrer Kreativität („anders sein als andere“), mit der sie auch in der Vergangenheit nicht so gute Rahmenbedingungen ausglichen, haben die SCSAler trotz sinkender Temperaturen sehr viel draußen (in der frischen Luft) trainiert – u.a. ca. 3 Monate an den Calisthenics-Geräten hinter der Realschule und unterhalb der überdachten Flächen der Schuleingangsbereiche.
Der Großteil der Herbstwettkämpfe fiel flach oder wurde reduziert auf Einladungswettkämpfe. Auch die offenen Deutschen abgesagt! Noch waren NRW-Jahrgangstermine (für November) und die deutschen Jahrgangs-Meisterschaften (Dezember) nicht gecancelt.

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Was wurde nicht alles gemacht, um die Motivation hochzuhalten:
Um noch Pflichtzeiten für diese Titelkämpfe zu schaffen, wollten Nachwuchstrainerin Anne Völcker und Vorständler Axel Brinkmann (Kampfrichter) mit 2 Nachwuchsathleten für eintägige Veranstaltungen sogar nach Würzburg und Gießen fahren (leider abgesagt!).
Ein größeres Team aus beiden Leistungsgruppen für den Blacky-Cup in Erfurt fiel leider der maximalen Teilnehmerzahl zum Opfer, Braunschweigs Weihnachts-Gala abgesagt.
„Schade, dass der vom Paderborner SV organisierte Einladungswettkampf (31.10. / 19 – 22 Uhr) zwei Tage zuvor vom Gesundheitsamt gecancelt wurde“, dankten die Steinhagener nachträglich den Paderbornern für ihre Bereitschaft.
Inzwischen sind auch die restlichen Meistertermine gestrichen.

Wenn schon keine offiziellen Wettkämpfe, dann Trainings-Power!
Sportler brauchen Wettbewerbe, sie müssen sich reiben, spüren und erfahren, wo sie nach so einer langen Pause stehen. „Wir hatten Trainingswettkämpfe in unserer Planung, mussten aber etwas haushalten mit den uns zur Verfügung stehenden Wasserzeiten, von denen jeweils noch 15 Minuten wegen der Desinfizierungen wegfielen“, nutzten die SCSAler die beiden letzten Möglichkeiten vor dem nächsten Trainingsstopp per 02.11.20.

Trainingswettkämpfe am 28.10. und 31.10.20 – jeweils 45 Minuten unter Wettkampf- bedingungen / mit Kampfgericht (Schiri, Starter, Zeitnehmer)
Programm: max. 6 Starts, 200m Lagen (Pflichtstrecke), 2 bzw. 3 50er und 2 100er Insgesamt 25 Teilnehmer aus den drei Leistungsgruppen mit erstaunlich vielen tollen Ergebnissen, z.T. sogar Bestzeiten, was auf das vermehrte, intensive Athletik-Training zurückgeführt werden kann.

Einige Ergebnisse:
50m Freistil (F): Ramani Köppe (2005) 0:30,32 , Bette Buttwill (2002) 0:29,44 , Jan Luca Theis (2005) 0:28,40 , Johanna Heidemann (2004) 0:28,04 , Karo Kuhlmann (95) 0:27,13 , Robin Krieger (2000) 0:25,89
50m Brust (B): Amelie Praekel (2008) 0:49,15 , Jona Finken (2007) 0:45,45 , Jarle Brinkmann (2008) 0:44,86 , Elina Eisenhardt (2003) 0:44,57 , Rathna Köppe (2003) 0:33,90
50m Rücken (R): Ella Wagner (2003) 0:31,54
50m Schmettern (S): Vincent Weglarz (2010) 0:57,40 , Nahrin Danho (2010) 0:53,72 , Wilhelmine Heidemann (2012) 0:51,13 , Emma Lüke (2007) 0:40,92 , Lucia Penzel (2001) 0:31,77 , J-L Theis 0:31,05 100m Lagen (L): A. Praekel 1:37,08 , Amalthea Ebeler (2006) 1:29,90 , J. Finken 1:25,80
100m F: Mats Wallmeier (2012) , Noah Zwaka (2007) 1:47,47 , N. Danho 1:34,76 , V. Weglarz 1:33,91 , W. Heidemann 1:30,80 , Benjamin Danho (2008) 1:27,45 , J. Heidemann 1:01,66 , E. Wagner 1:01,47 , K. Kuhlmann 0:58,80 , R. Krieger 0:57,06
100m B: Julian Feldkord (95) 1:21,37
100m S: Tim Kuhaupt (2008) 1:42,90 , J-L Theis 1:10,82 , E. Wagner 1:08,40
200mL: Amelie Eisenhardt (2000) 3:07,80 , J. Brinkmann 3:06,07 , J. Feldkord 2:44,60 , Fynn Gresselmeier (2004) 2:43,27 , R. Köppe 2:36,61 , J. Heidemann 2:32,92 , E. Wagner 2:27,70

Für die ersten beiden Wochen nach dem Teil-Lockdown haben die SCSA-Trainer Regeneration eingeplant, um die vom Krafttraining strapazierte Muskulatur zu lösen.
Als überzeugter Verfechter der AHA-Regeln bringt Klaus Völcker viel Verständnis für die Entscheidungen der Politik auf. Doch die Aussage eines Politikers hat ihn geärgert: „Dass Robert Habeck jüngst die Schwimmbäder als Orte der Gefährdung bezeichnet hat, das kann ich nicht nachvollziehen“.